Synoptische Übersicht

Die Synoptische Übersicht wird zweimal am Tag von den Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach erstellt. Um zu verstehen, was dort geschrieben, sollte man zumindest ein kleines Verständnis für Meteorologie aufbringen.

SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz

Heute vor allem im Norden einzelne Gewitter mit Sturmböen gering wahrscheinlich.

Im Westen einzelne stürmische Böen, auf Alpengipfeln anfangs noch Sturmböen.
Am Montag wahrscheinlich keine markanten Warnungen.
Am Dienstag im Westen geringe Gewitterneigung. 

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag...  Deutschland liegt auf der Ostseite eines westeuropäischen 
Höhentroges in einer Süd- bis südwestlichen Strömung, die nach Abzug eines 
ersten Kurzwellentroges bei uns kaum noch zyklonal gekrümmt ist. Der Trog geht 
von einem Zentraltief nordwestlich von Schottland aus und in seinem Randbereich 
schwenkt ein weiterer Troganteil bis zum Abend über Großbritannien zur 
westlichen Nordsee. Auf seiner Vorderseite befindet sich Tief ´Dunja 1´, das bis
zum Abend von Südostengland zur nordwestlichen Nordsee zieht. Seine Kaltfront 
hat den äußersten Westen Deutschlands erreicht und schwenkt im Westen und 
Nordwesten auch durch, ohne viel Regen zu bringen. Die geringe Wetterwirksamkeit
liegt daran, dass die Kaltluftadvektion die Front überläuft und kein 
nachhaltiger Trog beteiligt ist. Kurz vor der Front oder in Frontnähe entwickelt
sich etwas ML-Cape im Norden und Osten, teils auch in Bayern (zwischen 50 und 
250 J/Kg) bei PPWs zwischen 20 und 24. Präfrontal bildet sich sogar eine 
schwache Konvergenz im Osten und Südosten Deutschlands mit einem Windsprung auf 
Südwest bis West. Insofern sind heute im Osten und Südosten vor der Front am 
Nachmittag und Abend einzelne Gewitter nicht ganz ausgeschlossen (die Modelle 
springen im Konvergenzbereich aber kaum darauf an). An der Kaltfront bzw. in der
Nähe derselben simulieren einige Modelle einzelne Gewitter vor allem im 
nordöstlichen Niedersachsen, in Schleswig-Holstein und in Nordmecklenburg (vor 
allem ICON-D2 und Super HD. Bei mäßiger Scherung könnten sich durchaus 
Gewitterlinien mit Sturmböen und kleinem Hagel bilden. 
Am Nachmittag und Abend kommt die Front im Südwesten ins Schleifen und so wir im
Umfeld des Oberrheingrabens Regen simuliert (Mengen meist unter 5 mm in 6 
Stunden). Im Westen und Nordwesten zieht vorübergehend der Gradient an im 
Bereich der Front oder auch postfrontal, so dass steife Windböen, exponiert (vor
allem im Bereich der Eifel) auch stürmische Böen auftreten können. Eventuell 
greifen die 7er Böen auch auf Ostwestfalen und auf das Harz-Umfeld über.
In der häufig bewölkten Westhälfte Deutschlands werden heute milde 18 bis 21 
Grad erreicht. Von Bayern bis nach Mecklenburg-Vorpommern und nach Ostholstein 
ist es frühsommerlich warm mit Werten zwischen 22 und 26 Grad. 

In der Nacht zum Montag zieht Tief Dunja weiter nach Norden zu den 
Shetland-Inseln und mit dem Bodentief auch der stärkste Gradient in der Höhe, so
dass sich eine leicht konfluente südwestliche Höhenströmung einstellt. Bodennah 
zieht noch ein markanter Kurzwellentrog mit Sturmböen über die Nordsee, das 
sollte aber Deutschland kaum betreffen, allenfalls auf Helgoland könnte es 
anfangs steife bis stürmische Böen aus Südwest geben.

Die Gewitter sollten sich im Binnenland in der Nacht rasch abschwächen, im 
Norden ziehen sie unter Abschwächung nordostwärts weiter. Die Kaltfront des 
Tiefs erreicht bis zum Morgen etwa eine Linie Ostvorpommern-Baden. Westlich 
dieser Linie fließt stabilere und trockenere Luft ins Land. Dort sollte es dann 
nicht mehr zu Schauern kommen und in der zweiten Nachthälfte lockern die Wolken 
von Nordwesten her auf. Entlang und im unmittelbaren Vorfeld der Kaltfront soll 
es dagegen noch zu leichten Regenfällen und Schauern kommen, in etwa auf einer 
Linie von Baden bis Vorpommern. Nach Südosten hin bleibt es ebenso trocken und 
ganz im Südosten ist der Himmel auch vielfach klar.

Über der Osthälfte Deutschlands baut sich in der Nacht eine kleine 
Zwischenhochzelle auf, die an das dort immer noch liegende Hoch über Osteuropa 
angedockt ist. Der Gradient ist dabei nur schwach und folglich wehen die 
schwachen Winde je nach Region aus Ost über Süd bis West. Vor allem in 
Rheinland-Pfalz und Hessen kann sich bei dem schwachen Wind mal ein Nebelfeld 
bilden, da dort niedertroposphärisch feucht ist. Die Tiefstwerte liegen zwischen
11 Grad an der Oder und 6 Grad ganz im Nordwesten und stellenweise im Bergland. 


Montag... Aus dem Höhenrücken über dem Balkan spaltet sich bereits in der Nacht 
am Karpatenbogen ein abgeschlossenes Höhenhoch ab, welches sich mit einem Keil 
bis nach Nordwestrussland ausweitet. Das kräftige Höhenhoch drängt den 
Langwellentrog etwas gen Westen zurück und lässt bei und das Geopotential 
steigen. Die Zwischenhochzelle bzw. der Keil des Osteuropahochs wandert etwas 
nach Norden bis in den Ostseeraum, so dass bei uns der Wind allgemein auf 
östliche bis südöstliche Richtungen dreht. Bei schwachem Gradienten weht dieser 
aber auch entsprechend schwach.

Die Kaltfront wird ihrer Hebungsantriebe beraubt, dementsprechend wird sie immer
diffuser. Durch die östliche Windkomponente wird sie wieder leicht nach Westen 
verlagert. Der Temperaturgradient weicht etwas auf, bleibt aber immer noch 
stark. So erwarten wir gegen Abend an der Nordsee 4°C in 850 hPa, am Inn dagegen
14°C. Bemerkbar macht sich die Kaltfront mit starker Bewölkung, die zunächst 
über dem schon in der Nacht beschriebenen Streifen liegt, sich dann aber im 
Tagesverlauf wieder nach Nordwesten verlagert. Aus dieser kann auch etwas 
unergiebiger Regen fallen. Bei insgesamt recht stabiler Schichtung und nicht 
gerade exorbitanter Feuchte wird nur wenig CAPE generiert und die Auslösung von 
Gewittern ist unwahrscheinlich.

In den Südosten des Landes fließt dagegen weiterhin die subtropische Warmluft 
ein und die Bewölkung sollte meist aufgelockert sein. Hier kann uns aber die 
weitere Zufuhr von Saharastaub noch einen Strich durch die Rechnung machen. Nach
ICON soll im Südosten auch etwas CAPE aufgebaut werden, allerdings werden keine 
Gewitter erwartet, weil die niedere Troposphäre viel zu trocken ist und damit 
der Dackel zu stark. Sollte allerdings viel Saharastaub in der Luft sein, würde 
die untere Troposphäre ohnehin nicht so stark erwärmt und es würde erst gar kein
CAPE generiert.

Von Südostbayern bis zur Lausitz werden sommerlich 24 bis 26 Grad simuliert, 
wobei es mit Saharastaub schwierig ist, die 25-Grad-Marke zu überschreiten. Im 
übrigen Land werden warme 17 bis 23°C prognostiziert, mit den tiefsten Werten im
Nordseeküstenbereichen.

In der Nacht zum Dienstag gibt es keine großen Änderungen. Die Front wird weiter
nach Nordwesten zurückgedrängt und damit breitet sich die Front als Warmluft 
noch weiter nach Nordwesten aus. Im Frontbereich selbst, vom Westen bis in den 
Norden des Landes, kann es immer wieder mal schauerartig regnen, wobei die 
Mengen meist unter der 5-mm-Marke bleiben. Dagegen setzen sich von Südosten 
wieder mehr Auflockerungen durch, natürlich kann auch weiterhin Saharastaub mit 
von der Partie sein.

Der Hochkeil verlagert sich noch etwas nach Norden und im Ostseeumfeld frischt 
der Nordostwind etwas auf, allerdings ohne warnwürdig zu werden. Ansonsten 
bleibt es schwachwindig. Dabei simuliert ICON vor allem über der Mitte des 
Landes recht viel Nebel, was angesichts der doch recht trockenen Luftmasse etwas
zu viel erscheint. Nach MOS sollen die Tiefstwerte zwischen 13 und 6 Grad 
liegen, in der Lausitz bei milden 14 Grad.  

Dienstag... bleibt die hochreichende und damit blockierende Antizyklone über dem
nahen Osteuropa für unser Wetter bestimmend. Im Randbereich schwenkt ein flacher
Höhenkeil vom nordöstlichen Deutschland unter Verstärkung bis Tagesende nach 
Südskandinavien und auch im Rückfeld bleibt die Höhenströmung leicht 
antizyklonal über Deutschland.
Der Konterpart des Hochs bleibt das umfangreiche hochreichende Tief mit Zentrum 
bei Irland, wobei sein ´alter´ Randtrog ins Seegebiet südöstlich der Balearen 
austropft. In der Nähe bildet sich ein Bodentief, so dass über dem westlichen 
Mittelmeer teils intensive Regenfälle runterkommen. Ein weiterer Randtrog 
erreicht zum Tagesende mit kühler Luft Nordwestspanien. 
Am Boden sorgt der Höhenkeil über Skandinavien für einen kräftigen Hochkeil, 
wobei man sogar ein eigenständiges Hoch dort ausmachen kann. Zwischen diesem und
einem kleinen Tief oder einer Rinne, die sich knapp nördlich der Alpen bildet, 
frischt der Ostwind im Tagesverlauf merklich auf, es bleibt aber meist bei 
höchstens frischen Windböen. Mit der südlichen bis südöstlichen Strömung 
oberhalb von 1000 m gelangt warme bis sehr warme Luft aus dem Mittelmeerraum 
nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 10 Grad an der Nordseeküste 
und 15 Grad ganz im Süden am Spätnachmittag. Das reicht für Höchstwerte zwischen
24 Grad im Nordwesten und 29 Grad im Südosten. Wenn der Saharastaub nicht zu 
dicht ist, könnte sogar die 30 Grad erreicht werden. Im äußersten Westen und 
Nordwesten beginnt der Tag noch bewölkt mit etwas Regen, ehe die Wolkendecke am 
Nachmittag auflockert. Sonst scheint meist die Sonne von einem teils etwas 
milchigem Himmel (der Staub!) oder es ziehen dünne Cirren durch. In der 
Nordwesthälfte entwickelt sich auch ganz ordentlich ML-Cape zwischen 500 und 
1200 J/Kg, die leicht antizyklonale Struktur in der Höhe am Nachmittag stört die
Entwicklung von Schauern und einzelnen Gewittern. Nichts desto trotz simuliert 
ICON-Eu einzelne Schauer oder Gewitter in NRW und in den angrenzenden Gebieten 
und auch die externen Modelle zeigen im Westen und Nordwesten leichte Schauer- 
und Gewittersignale.
In der Nacht zum Mittwoch lassen tagesgangbedingt die Schauer und Gewitter nach 
und es bleibt mild bei Werten zwischen 9 und 15 Grad. 

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich. 

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden
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